Twittern, bloggen, posten was man früher schlichtweg schreiben nannte, trägt heute die exotischsten Namen. Schreiben im Web ist eine Sache für sich. Da wird über Facebook, LinkedIn oder Xing aus dem Nähkästchen geplaudert, werden tiefschürfende Lebensweisheiten verbreitet oder via Twitter wahre Buchstabengewitter abgefeuert.
Die Vorteile der neuen Medien liegen auf der Hand: Sie sind einfach zu bedienen, sie streuen weit und eine einzige Nachricht lässt sich per Copy & Paste in Windeseile über mehrere Kanäle verbreiten.
Doch im Netz Marketingwetter zu machen, ist eine Kunst für sich. Der rasche Mausklick verführt dazu, im Eifer des Gefechts Nachrichten zu senden, die Reue nach sich ziehen können. Das Netz hat das Gedächtnis eines Elefanten: Was einmal online ist, lässt sich kaum wieder löschen. Worauf es beim geschäftlichen Umgang mit Social Media ankommt, was Sie tun oder besser lassen sollten, verraten Ihnen diese Tipps.
Tipp Nr. 1: Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Wählen Sie weise
Die Liste der sozialen Netzwerke ist lang. Informieren Sie sich gut darüber, welches Netzwerk wie funktioniert. Bei manchen sind die Grenzen zwischen beruflich und privat fließend. Facebook war ein privates Netzwerk. Mittlerweile hat fast jedes Unternehmen eine eigene Facebook-Seite. Arbeits- und Geschäftskollegen verschicken ihre Freundschaftsanfragen. Entwickeln Sie ein Gespür für die Tonalität des Mediums. Als Faustregel gilt: Bleiben Sie seriös und glaubhaft und seien Sie gleichzeitig locker.
Tipp Nr. 2: Hamlet oder Hampelmann? Monologe langweilen
Sein oder nicht sein Shakespeares berühmter Hamlet-Monolog begeistert Theaterbesucher seit Jahrhunderten. Doch sollte man sich als Blogger oder Facebooknutzer besser nicht für den Dänischen Prinzen halten. Der Schlüssel zum Social Media-Erfolg, gerade wenn es um die geschäftliche Nutzung geht: Dialog statt Monolog. Geben Sie anderen Usern die Chance, zu Ihren Posts Stellung zu beziehen. Stellen Sie Fragen. Öffnen Sie das Gespräch. Sie werden sehen: Soziale Netzwerke machen erst dann richtig Spaß, wenn Sie im Dialog sind und Feedback bekommen.
Tipp Nr. 3: Ehrlich, authentisch, unaufdringlich. Zeigen Sie sich
Soziale Netzwerke leben davon, dass Sie etwas von sich preisgeben. Persönlichkeit ist Trumpf. Die Kunst besteht darin, die richtige Mischung zu finden aus Authentizität, Offenheit und Unaufdringlichkeit. Denn keinen interessiert alles von Ihnen. Andererseits können Sie mit persönlichen Statements Anknüpfungspunkte schaffen. Finger weg von Politik, Religion oder dramatischen psychischen Befindlichkeiten. Für den Webtalk-Knigge eignen sich Klassiker des Smalltalk wie Kulturelles oder das gute alte Wetter. Übrigens: Zu Online-Etiketten gehört auch, dass Sie nicht über andere lästern.
Tipp Nr. 4: Reagieren Sie schnell, bleiben Sie cool
Das Web lebt von Geschwindigkeit. Nachrichten verbreiten sich in Nanosekunden und sind ebenso schnell wieder out. Wenn Sie posten, bloggen oder twittern, sollten Sie also in Reichweite eines Internetzuganges sein, um schnell reagieren zu können. Denn nichts ist kontraprodutiver für Ihren Anlass, als dass alle sich in endlosen Kommentarketten auslassen und Sie es gar nicht mitbekommen. Seien Sie offen dafür, auch Negatives zu hören und reagieren Sie darauf schnell, souverän und lösungsorientiert. So können Sie aus Kritikern mithin sogar Freunde machen.
Tipp Nr. 5: Marktschreier bitte draußen bleiben. Platte Werbung ist tabu
Einfach eine Rabattaktion ins Netz stellen das war´s. Pustekuchen! Soziale Netzwerke sind sozial. Sie funktionieren nicht wie klassische Werbemedien, in denen der Sender sendet und der Empfänger kauft. Werben was das Zeug hält geht hier nicht. Geduld heißt die Schlüsseltugend. Hören Sie Kunden, Geschäftspartnern oder Interessenten zu, gehen Sie auf Einwände ein, schaffen Sie immer wieder neue Gesprächsanlässe. Und vor allem: Bieten Sie echten Mehrwert. Das können Tipps aus Ihrer Branche sein, interessante Links, lustige Gimmicks oder wertvolle Informationen.
Tipp Nr. 6: Und täglich grüßt das Werbetier. Langer Atem siegt
Social Media ist die Marathondisziplin unter den Marketingmaßnahmen. Das bedeutet nicht, dass Sie nur noch vorm Rechner sitzen müssen. Ein paar interessante Zeilen reichen. Aber die dann regelmäßig. So gewinnen Sie loyale Fans und Follower und nisten sich im Langzeitgedächtnis des Marktes ein. Wenn dann Ihre Produkte oder Ihre Dientstleistungen plötzlich gebraucht werden, tauchen Sie garantiert auf dem Schirm auf. Für größere Unternehmen bedeutet das: Es lohnt, darüber nachzudenken, einen Social-Media-Betreuer zu beschäftigen. Das kann auch ein erfahrener Externer sein, der das Netz in Ihrem Namen immer wieder mit News füttert.
Tipp Nr. 7: Nur weil es in ist, müssen Sie nicht unbedingt drin sein
Social Media bringt völlig neue Instrumente ins große Orchester der Marketingaktionen zweifellos. Da bieten sich viele Chancen. Die Beschäftigung mit dem Thema ist wichtig. Doch nur weil alle es jetzt gerade tun, müssen Sie es nicht unbedingt. Wägen Sie Zeit und Nutzen ab, schauen Sie, ob Ihre Branche sich für Soziale Netzwerke und Blogs eignet und vergessen Sie bei aller virtuellen Realität nicht die echte Welt: Ein gemütliches Kundengespräch bei einem guten Cappuccino kann manchmal viel mehr bewirken als kryptische Twittergewitter.
Stephan Rau arbeitet als freier Werbetexter, Textcoach und Sprecher in Hamburg und Berlin. Er studierte Germanistik, Romanistik, Linguistik und Sprachphilosophie in Berlin, Freiburg und Barcelona. In PR-Agenturen und Marketingabteilungen ließ er sich zum Werbetexter und Textspezialisten ausbilden. Er ist zertifizierter KfW-Textcoach und Vorstandsmitglied im Texterverband Deutschland dem Fachverband freier Werbetexter. Mehr Infos: www.stephanrau.de.